Der Reactance-Effekt beschreibt eine psychologische Abwehrreaktion, die entsteht, wenn Menschen das Gefühl haben, in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu werden.
Statt sich beeinflussen zu lassen, reagieren sie mit:
- Widerstand oder Ablehnung,
- Umgehung des Angebots,
- oder dem Gegenteil der gewünschten Handlung.
Ursprung: Definiert von Jack Brehm (1966), wird dieser Effekt heute in der Verhaltensökonomie, der Konsumpsychologie und der Kommunikationsforschung breit eingesetzt.
Warum entsteht Reactance?
1. Gefühl des Kontrollverlusts
Zwangsbedingungen („müssen“, „nur wenn“) lösen Autonomiebedrohung aus – das empfundene Freiheitsrecht wird verteidigt.
2. Misstrauen bei unklarer Intention
Konsumenten vermuten hinter restriktiven Bedingungen händlerorientierte Motive („Lagerräumung“, „Profitmaximierung“) statt Kundenvorteile.
3. Psychologische Reaktanzlogik
Je stärker der Druck → desto größer der Widerstand.
Je weniger Wahlfreiheit → desto geringer die Conversion.
Studien und Fallbeispiele
- Bhatt et al. (2024):
Restriktive Formulierungen („Mindestkauf“) senken die Conversionrate um bis zu 22 %.
Neutralere Formulierungen wie „bis zu 2 Stück pro Person“ wirkten deutlich besser. - Dillard & Shen (2005):
In einem Getränkeversuch führte eine „Sie dürfen“-Formulierung zu 37 % mehr Käufen als eine „Sie müssen“-Variante – allein durch das Framing. - Wansink et al. (1998):
Selbst scheinbar harmlose Begrenzungen („max. 6 Dosen“) können Reactance auslösen – besonders bei impulsiven Käufen oder Rabatten auf Premium-Produkte.
So vermeiden Sie Reactance in der Praxis
Besser formulieren: Wahl statt Zwang
Statt:
„Sie müssen 3 kaufen, um den Rabatt zu erhalten.“
Besser:
„Sparen Sie 0,50 Rappen pro Pfirsich – bis zu 3 Stück.“
Flexibilität einbauen
Mehrere Optionen geben den Kunden das Gefühl: „Ich habe die Wahl.“
Beispiel:
„3 für 2“ oder „Einzeln kaufen zum Normalpreis“ – beide Optionen sichtbar machen.
Begründung geben
„Aufgrund hoher Nachfrage begrenzen wir den Rabatt auf 3 Stück pro Kunde.“
→ wirkt fair und nachvollziehbar.
Positiv framen statt bestrafen
„Nur für Sie: Exklusiv 3 Stück zum Vorteilspreis“
→ vermittelt Wert, nicht Zwang.
Gamification nutzen
„Sammeln Sie 3 Artikel – erhalten Sie einen Bonus!“
→ erzeugt Motivation statt Druck.
Zusammengefasst
Der Reactance-Effekt ist eine unsichtbare Verkaufsbremse – oft nicht erkannt, aber spürbar in den Absprungraten.
Wer Wahlmöglichkeiten, wertschätzende Sprache und transparente Konditionen bietet, kann diesen Widerstand gezielt vermeiden.
Verkäufe steigen nicht nur durch Rabatte – sondern durch das Gefühl, freiwillig zu entscheiden.
Quellen in Englisch:
- Chandon, P., Wansink, B., & Laurent, G. (2000). Ein Nutzenkongruenz-Modell zur Effektivität von Verkaufsförderung. Journal of Marketing, 64(4), 65-81.
- Fulmer, AG, & Reich, T. (2024) Ein Produkt bewerben, ohne das Werbebudget zu erhöhen: Wie der Zufall bei Werbeaktionen die Verbrauchernachfrage steigern kann. Journal of Consumer Psychology.
- Mukherjee, A., Smith, RJ, & Burton, S. (2021). Der Einfluss eines positiven Antizipationsnutzens auf die Bewertung und Auswahl von Produkten vor der Bestellung. Journal of the Academy of Marketing Science, 1-19.
- Yao, J., Wang, D., & Martin, BA (2024). Der Einfluss regulatorischer Anpassung auf die Verbraucherpräferenzen für Preisnachlässe und Bonuspakete. Psychologie & Marketing.
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