Ich wurde oft gefragt, warum ich mich selbstständig gemacht habe. Die Antwort ist kein Marketing-Slogan. Es ist eine Geschichte von Klarheit und Konsequenz.
Ich bin loyal. Engagiert. Lernbereit. Und ich habe lange geglaubt, das reiche aus. Doch ich musste lernen: In vielen Unternehmen ist nicht das Team erwünscht – sondern der Twist im Team. Konflikte, nicht Kooperation. Kontrolle, nicht Kompetenz.
Es wurde auf Boni geschaut, selten aufs Team. Geschäftsleitungen verschanzen sich hinter Hierarchien. Kommunikation nach unten? Undenkbar. Vertrauen? Wird ersetzt durch Vetternwirtschaft. Ich habe es erlebt: Unkündbare Positionen – nicht durch Leistung, sondern durch Zugehörigkeit. Menschen, die sich an ihren Stühlen festkrallen, nicht aus Verantwortung, sondern aus Angst, ihre Komfortzone zu verlieren.
Was ist das für eine Wirtschaft? Was, wenn Führungskräfte und CEOs Misswirtschaft betreiben? Wenn sie nicht im Sinne der Firma handeln, sondern für die Sicherung ihrer eigenen Vorteile? Ich habe gesehen, wie Entscheidungen getroffen wurden, die nichts mit Weitblick, aber viel mit Eigennutz zu tun hatten.
Und schlimmer noch: Ich habe eine Kultur des Misstrauens, der Kälte, des offenen oder subtilen Hasses erlebt. Eine Kultur, die den Menschen nicht ehrt, sondern ihn benutzt.
Wenn wir das die intelligente Spezies nennen – dann haben wir ein Definitionsproblem.
Was wir Führung nennen, ist oft nichts als Verwaltung. Was wir Verantwortung nennen, ist oft bloss Absicherung. Und was wir als Loyalität verkaufen, ist in Wahrheit Schweigen.
Ich kann nicht schweigen. Ich denke mit. Und das ist gefährlich – nicht für mich, sondern für ein System, das auf Wegsehen gebaut ist. Ich habe Respekt – aber nicht vor Titeln. Ich habe Respekt vor Menschen, die aufräumen, Klartext sprechen, Innovation nicht gleich verwerfen, Menschen fördern, die Fahne nicht jeden Tag nach dem Wind hängen. Vor Menschen, die Haltung zeigen, nicht Haltung inszenieren.
Doch diese Menschen sind selten – oder sie bleiben unsichtbar.
Es ist schade zu sehen, dass oft gerade jene gehen, die wirklich die Werte eines Unternehmens teilen. Und dass jene bleiben, die sich bequem eingerichtet haben. Dabei wären es genau die Erstgenannten, die ein Unternehmen auf lange Sicht tragen könnten – mit Blick, Verantwortung und Haltung.
Die anderen bleiben oft – weil sie Status brauchen. Weil sie sich nur wertig fühlen, wenn ihnen jemand eine Funktion gibt, einen Titel, ein Abzeichen. Doch das ist keine Haltung, das ist eine Fassade.
Ich bin gegangen, weil ich gesehen habe, dass Wahrheit in vielen Firmen keinen Platz hat. Und ich bin nicht bereit, meine Würde zu verkaufen – auch nicht für ein Gehalt, einen Titel oder den Applaus eines Betriebsfestes.
Es hilft nicht, intern etwas zu regeln, was intern entstanden ist. Denn ein Unternehmen kann sich selten selbst heilen, wenn es nicht bereit ist, sich ehrlich zu betrachten.
Es hilft auch höchst selten, kostenintensive Berater zu engagieren, die von aussen eine Fassade polieren, während innen alles bröckelt.
Veränderung beginnt nicht mit PowerPoint. Sie beginnt im Unausgesprochenen. Im Zwischenraum. Im Mut, subtil zu agieren, statt laut zu präsentieren. Denn wer nur auf Wirkung zielt, verliert schnell die Wahrheit aus dem Blick. Und weil ich weiss: Wer denkt, wird unbequem. Aber wer nicht denkt, bleibt gefangen.
Führung heisst auch: allein zu sein. Wer wirklich führt, wird selten verstanden – und oft unterschätzt. Aber genau dort beginnt Haltung: Nicht im Applaus, sondern im Aushalten. Nicht im Konsens, sondern im Klarblick.
Deshalb bin ich nicht die Bedrohung, sondern das fehlende Puzzlestück. Ich kenne verschiedene Unternehmen und Branchen – von unten bis oben. Ich bin die stille Stimme, die Beobachterin mit über 30 Jahren Erfahrung. Und ich sehe: Alles ist im Wandel. Wer das noch nicht erkennt, wird verwandelt.
Machtgefüge sollten niemals toleriert werden – auch dann nicht, wenn sie von langjährigen, fähigen Mitarbeitenden ausgehen. Wer Verantwortung trägt, trägt sie für das Ganze, nicht für persönliche Seilschaften. Stärke zeigt sich darin, solche Strukturen zu erkennen und klar zu benennen. Gerade solche Seilschaften können zur Achillesferse des Unternehmens werden. Denken Sie daran: Es ist Ihr Unternehmen und Ihr Image.
„Vertrauen wächst nicht aus Sympathie. Es wächst aus Haltung, Klarheit – und dem Mut, ehrlich zu bleiben.“
– Manuela Frenzel
Wer aber bereit ist, aktiv einzugreifen, neu zu denken und mit Haltung zu handeln, wird wachsen. Nicht schnell, aber beständig. Und genau das macht ihn glaubwürdig.
Leitlinien und ein Code of Conduct? Wichtig, ja. Doch zu oft bleibt Beides ein Regelwerk, dass selten wirklich vorgelebt wird. Vertrauen wächst nicht durch Regelwerke, sondern durch gelebte Haltung.
In einem Unternehmen zu arbeiten ist ein unterschätzter Luxus: Sicherheit, Lohnfortzahlung, Schutzmechanismen. Doch mit Verantwortung wird er selten verbunden. Wer angestellt ist, trägt mit – oder sollte es zumindest. Und nicht bloss Anwesenheit zeigen, sondern Haltung.
Also: Wollen Sie, dass Ihre Teams Ihnen wieder vertrauen? Dann braucht es nicht das lockere Du, das vorgibt, Nähe zu schaffen – sondern echte Führung. Es braucht eine gesunde Distanz zum Entscheider, der nicht mit Veloständerproblemen beschäftigt sein sollte, sondern mit dem, was das Unternehmen wirklich bewegt.
Als Inhaberin kann ich mich nur auf Menschen verlassen, die meine Werte teilen und mein Unternehmen mittragen. Sympathie allein genügt nicht. Vertrauen entsteht nicht durch Bequemlichkeit, sondern durch gemeinsame Haltung, Verantwortungsbewusstsein und echtes Mitdenken.
Dann beginnen Sie nicht mit Imagepflege – beginnen Sie mit Ehrlichkeit.
Schauen wir nach Europa, in die Wirtschaft: Viele Unternehmen lebten lange vom Ruf vergangener Jahrzehnte. Doch jetzt heisst es aufwachen und handeln. Trägheit und guter Ruf sind keine tragenden Elemente – jedenfalls nicht im Sinne von Innovation und Wachstum.
Ich weiss: Man kann dieses Essay lesen, wie man will. Man kann Worte umdrehen, absichtlich missverstehen oder daraus das ziehen, was ins eigene Bild passt. Aber meine Aussage ist klar – für die, die sie verstehen wollen.
Dieser Text ist eine Einladung zum Hinsehen – für alle, die Führung noch als Verantwortung verstehen.