Zertifizierte Texterin, diplomierte Bloggerin
3 Minuten Lesezeit
07 Nov
07Nov

Das Internet hat uns einst versprochen, ein Tor zur unbegrenzten Welt der Informationen zu sein. Heute jedoch gleicht es einem Ozean voller flacher Wellen – alles fliesst, doch nichts dringt tief. 

Die Frage ist nicht, ob das Internet überlebt – das wird es. Die eigentliche Frage ist, ob es seinen Sinn bewahrt.

In dieser Ära der Hyperautomatisierung, in der Anbieter stolz verkünden, Blogbeiträge in Minuten zu erstellen, bleibt eine schmerzliche Wahrheit: Die kreative und geisteswissenschaftliche Arbeit von Autoren, Textern und Content-Erstellern wird zunehmend entwertet. 

Nicht wegen der Technologie an sich, sondern wegen der Vorstellung, dass Content mühelos und ohne menschliche Berührung entsteht. 

Aber wie bei jedem Fast Food fehlt es dem, was einfach ist, an Substanz und Nährwert.




Wenn Sie den Artikel als Dialog zwischen Robert und Manuela lieber hören möchten, dann klicken sie gern nachfolgend auf den Abspielknopf im Mediaplayer.




Zwischen Gratismentalität und Qualitätsverlust: Die Herausforderung für Content-Ersteller

Wie das Whitepaper ‘"Money for Nothing and Content for Free?" der Landesanstalt für Medien NRW aufzeigt, gibt es ein alarmierendes Phänomen im digitalen Content-Bereich: die weitverbreitete "Gratismentalität".

Diese Haltung, bei der viele Nutzer den Internetzugang bereits als ausreichende Zahlung betrachten, hat massive Auswirkungen auf die Zahlungsbereitschaft für hochwertigen Content. 

Und auch wenn das Whitepaper vorrangig journalistische Inhalte thematisiert, gilt dieses Prinzip meiner Meinung nach für jeglichen digitalen Content – sei es Blogartikel, Ratgebertexte oder kreative Inhalte.

Plattformen wie Netflix und Spotify haben die Erwartungen an Preisgestaltung und Inhalte geprägt und stellen eine Herausforderung dar, die Content-Ersteller, Autoren und Texter betrifft. Das führt dazu, dass automatisierter Content zunehmend bevorzugt wird, während originäre, durch menschliche Erfahrung bereicherte Inhalte an Sichtbarkeit verlieren. 

Die Frage ist, ob wir als Leser und Content-Ersteller bereit sind, uns für echten, bedeutungsvollen Content zu entscheiden oder ob wir uns mit schnell produzierten, seelenlosen Inhalten zufriedengeben, die weder inspirieren noch langfristig im Gedächtnis bleiben.

Das Whitepaper betont, dass der wahrgenommene ‚Nutzwert‘ entscheidend ist, um Nutzer zum Bezahlen zu bewegen. Dies ist auch eine Mahnung an alle, die Content erstellen: Die Qualität und der Mehrwert müssen im Vordergrund stehen. Die Gefahr besteht darin, dass der digitale Raum sich zunehmend in eine seelenlose Informationsschleife verwandelt, in der echte Geschichten und authentische Inhalte unter der Welle von automatisierten Texten begraben werden. 

Werden wir uns für gehaltvolle Inhalte entscheiden oder der Versuchung des oberflächlichen "Fast Food" für den Geist erliegen?


Digitale Kost: Warum wir vom Content-Snack nie satt werden

Automatisierter Content erfüllt seinen Zweck – in Bereichen wie Wetter, Sport oder E-Commerce ist er effizient und praktisch. Aber was passiert mit den Inhalten, die uns berühren, zum Innehalten bringen und unsere Gedanken anregen? 

Texte, die durch die menschliche Erfahrung geformt sind, bleiben unersetzlich. Es sind diese Nuancen, die ein tieferes Verständnis und eine emotionale Verbindung schaffen – und genau das fehlt in einer Welt, die sich mit der seelenlosen Präzision von Algorithmen zufrieden gibt.

Das Internet droht, sich in eine endlose Schleife aus Wiederholungen zu verwandeln, in der Maschinen die Inhalte dominieren und die menschliche Stimme zu einem leisen Flüstern wird. Die Texte sind korrekt, die Informationen da, doch das Herz – die Schattierungen, die uns bewegen – fehlt.


Zwischen den Zeilen: Die Divergenz der Leserwelten

Eine unsichtbare Spaltung zeichnet sich ab: Auf der einen Seite stehen jene, die den Weg zu hochwertigen Inhalten finden, die zum Denken anregen und Perspektiven erweitern. Auf der anderen Seite diejenigen, die sich in einer Endlosschleife kostenloser, automatisierter Inhalte verlieren – gefangen in einer Welt, die sich wiederholt, ohne je etwas Neues zu bieten. 

Diese Bubble mag bequem erscheinen, doch sie hält uns in einem Zustand der geistigen Stagnation.


Die Wahl, die zählt: Inspiration oder Belanglosigkeit

Die Herausforderung für Content-Ersteller und Leser besteht darin, sich bewusst zu entscheiden, wie und wofür wir KI einsetzen. Es ist eine Frage der Werte: Reicht uns das Fast Food der Inhalte oder suchen wir nach dem vollwertigen, selbst gekochten Mahl, das uns wirklich nährt? 

Automatisierte Texte können hilfreich sein, aber sie dürfen nicht die Geschichten ersetzen, die den menschlichen Geist beleben. Wir sind nicht hier, um uns passiv zu füllen und anzuhäufen – wir sind hier, um zu wachsen, zu entdecken und inspiriert zu werden.

Content sollte mehr sein als ein Moment flüchtiger Aufmerksamkeit. Er sollte Spuren hinterlassen, eine Brücke schlagen zwischen Information und Bedeutung, zwischen Konsum und Erlebnis. 

Es liegt an uns, diese Brücke zu bauen und zu zeigen, dass echter Content nicht nur gelesen, sondern gelebt wird.


Lassen Sie es sich gutgehen.


Quelle

Whitepaper "Money for Nothing and Content for free?", Christopher Buschow & Christian Wellbrock, Landesanstalt für Medien NRW, 02.07.2019


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