Zertifizierte Texterin, diplomierte Bloggerin
3 Minuten Lesezeit
16 Dec
16Dec

Automatisierung bringt viele Vorteile, aber auch Risiken. Produktionslinien laufen effizienter als je zuvor, Algorithmen treffen Entscheidungen in Millisekunden, und wir lassen KI-Tools für uns schreiben, planen und sogar denken.

Doch während uns diese Technologien versprechen, Zeit und Energie zu sparen, stellen sie auch eine kritische Frage: Wie viel Automatisierung verträgt unser Alltag, bevor wir unsere Menschlichkeit verlieren? 

Und was passiert, wenn wir zu viel an Maschinen abgeben – nicht nur mit unserer Welt, sondern auch mit unserem Gehirn?

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Automatisierung zu Vergesslichkeit führen kann.

Hier sind meine Gedanken zu Bots, Spam und der Frage, wie wir unser Denken und unsere Werte zurückerobern können.


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1. Automatisierung und unser Gehirn: Risiken der Bequemlichkeit


Auf den ersten Blick scheint Automatisierung eine grossartige Lösung für die Herausforderungen unseres Alltags zu sein: Zeit sparen, Prozesse vereinfachen, Fehler reduzieren. Aber manchmal führt sie uns auch in die falsche Richtung.


Vertrauen wird verkauft:

Ich erinnere mich an ein Webinar, für das ich mich anmeldete – nichts Ungewöhnliches, dachte ich. Doch kaum hatte ich meine E-Mail-Adresse angegeben, begann der Ärger. Ungefragt landete Werbung in meinem Posteingang. Selbst nach meiner Abmeldung kamen die Mails munter weiter. Es folgten Werbebriefe im Offline-Postfach. 

Ich schrieb dem Unternehmen und rief sogar an. Doch es nützte nichts. Die Werbewelle rollte weiter. Und als ich den Absender schliesslich in den Spam-Ordner schickte, erhielt ich plötzlich Nachrichten von völlig fremden Unternehmen. 

Es war klar: Meine Daten wurden verkauft.

Dieser Moment war mehr als nur ärgerlich. Er war ein Vertrauensbruch. Und er zeigte mir, wie oft Automatisierung nicht mit Respekt eingesetzt wird, sondern für Profit.


LinkedIn-Farmer und die Jagd nach Daten:

Ein anderes Beispiel sind die sogenannten „Farmer“ auf LinkedIn. Sie bieten grosszügig kostenlose PDFs oder Excel-Listen an – angeblich, um Mehrwert zu liefern. Doch in Wahrheit sammeln sie vor allem E-Mail-Adressen, die sie automatisiert weiterverarbeiten. 

Diese Strategie mag funktionieren, aber sie hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.

Nur weil etwas funktioniert, bedeutet das nicht, dass es Bestand haben sollte. Solche automatisierten Taktiken machen Plattformen wie LinkedIn kalt und unpersönlich – genau das Gegenteil von dem, was sie sein sollten: Orte für echten Austausch.


2. Automatisierung und unser Gehirn: Eine unterschätzte Gefahr


Doch die grösste Gefahr der Automatisierung liegt nicht in Spam oder Bots – sie liegt in dem, was sie mit uns selbst macht.


Was passiert, wenn wir unser Denken abgeben?

Jede Entscheidung, die wir an eine Maschine übergeben, ist eine, die unser Geist nicht mehr trifft. Jede Routineaufgabe, die ein Algorithmus übernimmt, ist eine Chance weniger, unser Gedächtnis oder unsere Problemlösungsfähigkeit zu trainieren.

Früher habe ich Termine manuell in meinen Kalender eingetragen. Es war simpel, aber es half mir, den Überblick zu behalten und mein Gedächtnis zu trainieren. Heute übernimmt das eine App. Bequem? Absolut. Aber wenn die Technik ausfällt, merke ich, wie wenig Überblick ich noch habe. Deshalb bin ich zurückgekehrt zu einem Offline-Taschenkalender.


Das Gehirn ist ein Muskel – und es braucht Training.

Ein Bericht der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) zeigt, dass die Automatisierung kognitiver Aufgaben langfristig zu einem Verlust an Fähigkeiten führen kann. Wenn wir unsere Fähigkeit zur Problemlösung oder zum Gedächtnistraining an Maschinen abgeben, riskieren wir, dass diese Fertigkeiten verkümmern.

Automatisierung mag effizient sein, aber sie nimmt uns oft die kleinen Herausforderungen, die uns geistig fit halten. Und langfristig zahlen wir dafür einen hohen Preis.


3. Die Balance zwischen Effizienz und Menschlichkeit

Trotz all dieser Herausforderungen glaube ich nicht, dass Automatisierung per se schlecht ist. Es gibt Beispiele, wie Technologie uns entlasten kann, ohne uns zu entmündigen.


Positive Automatisierung:

Ein Anbieter, den ich nutze, hat das gut gelöst. Der erste Kontakt erfolgt über einen Chatbot, der einfache Fragen klärt. Doch sobald es komplexer wird, habe ich die Möglichkeit, mit einem echten Menschen zu sprechen. Diese Kombination aus Automatisierung und Menschlichkeit funktioniert – und zeigt, wie es richtig geht.


Grenzen setzen:

Das Problem entsteht, wenn Automatisierung nur auf Effizienz und Profit ausgelegt ist, ohne den Menschen mitzudenken. Setzen wir die Technologie so ein, dass sie uns unterstützt, ohne uns unserer Eigenständigkeit zu berauben. Sinnvolle Automatisierung schenkt uns Zeit – Zeit für Kreativität, Innovation und echte menschliche Verbindungen.


Persönlicher Gedanke

Automatisierung sollte ein Werkzeug sein, kein Ersatz für das, was uns als Menschen ausmacht – unsere Fähigkeiten, unser Denken, unsere Kreativität.


Ich wünsche mir eine Zukunft, in der Technologie Prozesse erleichtert, ohne unsere Werte, unsere kognitiven Fähigkeiten oder unser Vertrauen zu gefährden. Eine Zukunft, in der Automatisierung uns Raum gibt – für das, was wirklich zählt.


Wie seht ihr das? 

Welche Erfahrungen habt ihr mit Automatisierung gemacht? 

Ich freue mich über eure Meinungen – hier auf der Website oder auf LinkedIn. 


Automatisierung ist nicht das Problem – es ist, wie wir sie einsetzen.


Quelle: Cognitive automation: implications for occupational safety and health, European Agency for Safety and Health at Work, ISSN: 1831-9343, ISBN: 978-92-9479-677-6 Doi:10.2802/979082, © European Agency for Safety and Health at Work, 2022

Bildquelle: Kreiert mit Canva.

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